Viele Teile der Bevölkerung haben immer mehr Stress, die Zukunftsängste nehmen zu und die schier unbegrenzten Möglichkeiten in einer immer besser vernetzten Welt überfordern uns zeitweise. Dadurch wächst nicht nur die Zahl psychiatrischer Erkrankungen. Auch Suchterkrankungen wie Medikamentenabhängigkeit, bedingt durch das Gefühl, den Anforderungen unserer Gesellschaft gerecht werden zu müssen, sind ein Problem, das sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht. Ein scheinbar banale Folge sind Schlafstörungen. Lernen Sie die häufigsten Ursachen für Schlafprobleme kennen.
Stress
Dauerstress ist einer der häufigsten Gründe für Schlafstörungen. Sorgen und ein stressiger (Berufs-)Alltag führen dazu, dass der sog. Cortisolspiegel dauerhaft erhöht ist. Cortisol ist ein Stresshormon (ähnlich wie Adrenalin), welches dafür sorgt, dass gewisse Abbauprozesse im Körper stattfinden. Ziel ist es, den Körper mit Energie zu versorgen, damit dieser für den Tag “kampfbereit” ist.
Naturgemäss ist der Cortisolspiegel im Normalfall morgens höher als abends. Zu viel Stress samt daraus resultierendem Cortisolüberschuss kann allerdings dazu führen, dass der Körper immer “alarmbereit” bleibt – also auch am Abend und in der Nacht.
Das Schlafhormon Melatonin – der natürliche Gegenspieler des Cortisols – kann sich so am Abend nicht entfalten. Schlafstörungen sind also vorprogrammiert.
Depression und andere psychiatrische Erkrankungen
Ängste und Sorgen: Auch ständiges Grübeln kann den Stresslevel erhöhen und sich in Folge negativ auf den Schlaf auswirken. Experten vermuten sogar, dass bis zu 50 % aller lang andauernden Schlafprobleme Vorboten ernsthafter psychiatrischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sind.
Bei Depressionen scheinen den Betroffenen sowohl das Einschlafen als auch das Durchschlafen Probleme zu bereiten. Hinzu kommt das typische sehr frühe Aufwachen am Morgen. Personen mit Angststörungen habe hingegen eher nur Probleme beim Einschlafen.
Zu viel Alkohol
Das Gerücht, man schlafe mit moderatem Alkoholkonsum am Abend besser, hält sich hartnäckig. Tatsächlich belegen englisch-kanadische Studien, dass der Konsum von Alkohol am Abend beim Einschlafen hilft. Die Wirkung hält jedoch nicht lange an.
Alkohol wirkt zum einen entwässernd; man muss also nachts häufiger die Toilette aufsuchen. Durch die Entwässerung erhöht sich zeitgleich der Flüssigkeitsbedarf. Man wacht also häufiger auf, um etwas (im besten Fall alkoholfreies) zu trinken und den typischen “Brand” zu verhindern.
Zudem ist bekannt, dass bereits mässige, vor allem jedoch grössere Mengen Alkohol die sog. REM-Phase (Rapid-Eye-Movement), auch Traumschlafphase genannt, deutlich verkürzen.
Die Folge: Am Morgen fühlt man sich unausgeruht, gerädert und der Stresspegel steigt – ein Teufelskreis.
Nikotin
Rauchen fördert Schlafprobleme. Das Nervengift Nikotin gelangt direkt ins Gehirn und wirkt dort stimulierend – u. a. auf den Neurotransmitter Acetylcholin. Der Puls erhöht sich, der Blutdruck steigt. Die wichtigsten Funktion des Stoffes im zentralen Nervensystem: Erhöhung der Aufmerksamkeit beim Aufwachen sowie die Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit. Denkbar ungünstig, wenn man einschlafen und vor allem durchschlafen will.
Zusätzlich wird beim Rauchen Adrenalin ausgeschüttet, das den Körper zusätzlich wach hält und den Einschlafprozess deutlich erschwert.
Hat man trotz allem in den Schlaf gefunden, so haben Raucher laut einer US-amerikanischen Studie weniger lange und unruhigere Tiefschlafphasen als Nicht-Raucher. Erklären lässt sich dies durch Entzugserscheinungen, die nachts aufgrund der längeren Abstinenz des Nervengifts auftreten. Auch bei dauerhaftem “Rauchstopp” kann es also kurzzeitig zu Schlafproblemen kommen.
Atmungsstörungen in der Nacht
Viele “Schnarcher” (aber nicht ausschliesslich) leiden unter kurzen Aussetzern der Atmung in der Nacht. Mediziner sprechen hier von Apnoen. Während dieser, durchschnittlich 30 Sekunden dauernden Atempause, nimmt der Sauerstoffgehalt im Blut ab. Im schlimmsten Fall dauert eine Apnoe bis zu 2 Minuten.
Das ist nicht nur gefährlich, sondern führt ganz direkt zu einer massiven Ausschüttung an Stresshormonen, die wiederum zum Aufwachen führt (Wachreaktion). Oft wird diese jedoch nicht bewusst wahrgenommen.
Wichtig: Wer unter Tagesmüdigkeit leidet und in der Nacht schnarcht, sollte die Situation unbedingt ärztlich abklären lassen (zum Beispiel durch eine Nacht im Schlaflabor).
Schlechte Schlafumgebung
Nicht immer muss eine medizinische Ursache Schuld an Schlafproblemen sein. Teilweise ist einfach nur die Schlafumgebung nicht optimal. Das heisst: Mal ist die Matratze zu weich, mal zu hart. Auch die Zimmertemperatur hat einen grossen Effekt auf unser Schlafverhalten. Die ideale Raumtemperatur im Schlafzimmer liegt Experten zufolge zwischen 16 und 19°C.
Besonders schlafraubend ist jedoch das Blaulicht von Fernseher und Smartphone (Handy). Beide haben im Schlafzimmer eigentlich nichts zu suchen. Insbesondere bei Tablets und Smartphones leuchten die Displays nicht nur hell, sondern mit sehr kurzwelligem Licht. Dieses hemmt die Melatoninproduktion und stört so den gesunden Schlaf.
Melatonin, Serotonin und Co: die Zusammenhänge
Serotonin wird in der Zirbeldrüse, im Zentrum unseres Gehirns, bei Dunkelheit in Melatonin (das Schlafhormon) umgewandelt. Das bedeutet: ohne Serotonin kein Melatonin. Serotonin wird durch die Aminosäure Tryptophan (ist vor allem in Nüssen, Fisch, Fleisch, Käse und Eiern enthalten) gebildet. Die Aufnahme und Verwendung des Stoffes wird durch Vitamin B3 gefördert. Zusätzlich sind Omega-3-Fette und Vitamin D an der Bildung von Serotonin im Gehirn beteiligt.
Weitere mögliche Ursachen für Schlafprobleme:
- Schilddrüsenerkrankungen
- Hypophysenerkrankungen
- Nebennierenrindenerkrankungen
- chronische-entzündliche Prozesse (z. B. rheumatoide Arthritis)
- Krebserkrankungen
- sämtliche Erkrankungen, die Schmerzen verursachen
- Drogen und Medikamente
- Kopfschmerzen und Migräne
- neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und Epilepsie
- Schlaganfall
Die Folgen unbehandelter Schlafstörungen
Werden die Schlafstörungen nicht ernst genommen, können sie auf Dauer das Immunsystem schwächen und so Infektionskrankheiten begünstigen. Auch der Blutdruck steigt durch Schlafmangel. Zeitgleich fördern lang anhaltende Schlafprobleme das Auftreten psychischer Erkrankungen, die wiederum die Schlafstörungen intensivieren können. Der sprichwörtliche Teufelskreis beginnt.
Wer von Schlafstörungen betroffen sein kann:
- alte Menschen / Seniorinnen und Senioren
- Schwangere und Stillende
- Kinder, Teenager und junge Erwachsene
- Mid-Ager und Best-Agers
- Frauen in den Wechseljahren
Behandlung: Was tun gegen Schlafstörungen?
Der erste Schritt besteht darin, die oben genannten Faktoren (vor allem ernsthafte neurologische Krankheiten) auszuschliessen und diese ggfs. zu behandeln. Wird eine psychische Erkrankung diagnostiziert, könnte eine Psychotherapie, eventuell kombiniert mit der Gabe von Medikamenten (Neuroleptika, Antidepressiva), angezeigt sein.
Natürliche Einschlafhilfen
Bewährt hat sich ausserdem die Gabe von Melatonin, um eine verminderte Produktion des Stoffes im Körper auszugleichen. Dies gilt in jedem Fall als bessere Alternative zu “harten” Schlafmitteln wie Benzodiazepinen.
Bei leichten Schlafproblemen helfen Haus- und Naturheilmittel wie Einschlaftees, Baldriantropfen, Lavendelöl, Hopfen und beruhigende Bäder erfahrungsgemäss recht zuverlässig. Aktuell im Trend sind zudem CBD-Tropfen, die ein nicht-psychoaktives und damit legales Cannabinoid der Cannabis-Pflanze enthalten.
Regelmässige Schlaf- und Wachzeiten sollten ohnehin – wenn möglich – Pflicht sein. Die Wirksamkeit alternativmedizinischer Behandlungsansätze wie Akupunktur bei Schlafstörungen ist zwar nicht belegt, kann im Einzelfall jedoch helfen.
Tipps auf einen Blick:
- Vermeiden Sie lange Schlafzeiten am Tag.
- Trinken Sie vor dem zu Bett gehen nicht zu viel Alkohol.
- Stehen Sie auf, wenn Sie nicht mehr einschlafen können.
- Bewegen Sie sich tagsüber an der frischen Luft.
- Verbannen Sie Handy und TV aus dem Schlafzimmer.
- Gönnen sie sich ein Entspannungsritual am Abend.
- Probieren Sie pflanzliche Schlafmittel aus.
- Vermeiden Sie es, kurz vor dem Schlafen zu rauchen.
- Setzen Sie auf Kräutertees, statt anregende Getränke wie Kaffee.
Schlafprobleme: Was übernimmt die Krankenkasse?
Im Rahmen der Grundversicherung übernimmt die Krankenkasse beispielsweise Leistungen im Bereich Psychotherapie, wenn diese von einem Arzt / einer Ärztin oder in den Räumlichkeiten eines zugelassenen Mediziners durchgeführt werden. An etwaigen Medikamenten beteiligt sich die Versicherung nur, wenn diese auf der Liste der pharmazeutischen Spezialitäten und konfektionierten Arzneimittel des Bundesamts für Gesundheit (BAG) stehen.
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Quellen:
https://www.daegfa.de/patientenportal/Anwendungsgebiete.Schlafstoerungen.aspx
https://zahlen-fakten.suchtschweiz.ch/de.html
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/429364/umfrage/verbreitung-von-schlafproblemen-in-der-schweiz/
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/LED-Licht-raubt-den-Schlaf-237937.html
https://medicalforum.ch/de/detail/doi/fms.2017.03029