Die Krankenkassenprämien in der Schweiz steigen Jahr für Jahr und werden vor allem für Geringverdiener immer häufiger zur Schuldenfalle. Zwar lässt sich mit einem Krankenkassenvergleich bares Geld sparen – doch selbst dann können sich viele Haushalte die Prämien nicht mehr wirklich leisten. Die Stimmen, die günstigere Prämien verlangen, werden damit nicht nur im Volk, sondern auch in der Politik immer lauter. Wie u.a. die Aargauer Zeitung berichtet, fordert die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann nun eine sogenannte “Krankenkasse light”.
“Krankenkasse light” nicht nur für Asylsuchende
Estermanns Partei steht geschlossen hinter der Forderung – jedenfalls solange es um Asylsuchende, Sans-Papiers und vorläufig Aufgenommene geht. Das Parteiprogramm der SVP spricht davon, dass die Personen: “zwecks Kostentransparenz in einer separaten Krankenkasse mit reduziertem Grundleistungskatalog zu versichern” seien. Estermann möchte hingegen, dass dieser eingeschränkte Leistungskatalog allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung steht.
Krankenkasse light soll Mittelstand entlasten
Das Problem des Leistungskatalogs sei, dass man für ihn bezahlt, aber meist nur einen Bruchteil der Leistungen in Anspruch nehme. Ein schlankerer Katalog mit niedrigeren Prämien soll deshalb die Personen entlasten, die ganz bewusst auf gewisse Leistungen der Krankenversicherung verzichten wollen. Würde die “Krankenkasse light” Realität, würde diese beispielsweise keine Chemotherapien im Falle einer Krebserkrankung übernehmen. Auch die Kosten für Organtransplantationen wären von einer solchen, verbilligten Grundversicherung nicht gedeckt. Estermann möchte damit “im Interesse dieser Mitbürger” handeln, die nicht zu denen zählen, die wegen jedem kleinen Schnupfen zum Arzt gehen.
Behandlungskosten für schwere akute Erkrankungen weiterhin gedeckt
Die günstige Alternative zur obligatorischen Grundversicherung soll Bürgerinnen und Bürger dennoch in schweren akuten Krankheitsfällen finanziell absichern. Behandlungskosten für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Lungenembolien müssten in jedem Fall von einer etwaigen “Krankenkasse light” übernommen werden, betont die SVP-Nationalrätin. Stefan Müller-Altermatt, der Solothurner CVP-Nationalrat, übt in dem Bericht der Aargauer Zeitung Kritik an Estermanns Motion. Er betont, dass man mit der Umsetzung eines solchen Vorschlags die Büchse der Pandora hin zu einer Zweiklassenmedizin öffnen würde. Ausserdem stellt Müller-Altermatt die Frage, was mit den Bürgerinnen und Bürgern passiere, die im Laufe der Jahre schwer erkranken und doch das Vollangebot in Anspruch nehmen möchten. Ein solcher Einschnitt in die Solidargemeinschaft sei aufgrund der zahlreichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung kategorisch abzulehnen.